Über die Bilderserie
Thron im Dunkeln Malerei & Texte von Gian Merlevede |
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Damals in 2004, erlitt ich einen tiefen religiösen Zusammenbruch. Ich verließ die "Kirche" mit abgebrannter Seele. Meinem Gefühl nach war Gott der Schöpfer einfach zu unsichtbar und still als dass ich es noch weiter aushalten konnte. Dennoch war mir klar, dass ich für mich niemals die Existenz Gottes würde leugnen können. Ich saß wie in der Falle.
Meine Malereien widerspiegeln Phasen meiner Glaubenswege. Gedanken über das menschliche Leben und die Relevanz Gottes sind somit zum großen Thema meiner Bilder geworden.
Ich gehöre zur Erde, genauso aber auch zur weitaus größeren Gotteswelt. Nämlich der himmlischen Welt, die durchaus unsichtbar erscheint. Die komplizierte Spannung, zwischen Erdreich und Himmelreich, erlebe ich sehr real.
Ein Spagat zwischen Freude und Frust, zwischen Vision und Weltschmerz.
In der Bibel entdecke ich Gottes souveräne Pfade, seine komplett eigenständige Persönlichkeit und Gerechtigkeit.
Es scheint mir, dass wir meistens durch das Ringen zur Klarheit gelangen. In der Schwäche eröffnen sich oft ungekannte Räume.
Ich gehöre zur Erde, genauso aber auch zur weitaus größeren Gotteswelt. Nämlich der himmlischen Welt, die durchaus unsichtbar erscheint. Die komplizierte Spannung, zwischen Erdreich und Himmelreich, erlebe ich sehr real.
Ein Spagat zwischen Freude und Frust, zwischen Vision und Weltschmerz.
In der Bibel entdecke ich Gottes souveräne Pfade, seine komplett eigenständige Persönlichkeit und Gerechtigkeit.
Es scheint mir, dass wir meistens durch das Ringen zur Klarheit gelangen. In der Schwäche eröffnen sich oft ungekannte Räume.
Der Bilderzyklus Thron im Dunkeln - Überblick
Thron, 2001 - Gian MerlevedeAls Vorlage für die späteren Serie The Dark Throne diente
meine Malerei Thron aus 2001. Acryl auf dickes Papier. 67x97 cm (excl. Rahmen). Enstanden zwischen April 1997 und April 2001. → Detailaufnahmen |
Thron im Dunkeln, 2010 - Gian MerlevedeKraft - Schöpfen/Metanoia, 2011 - Gian MerlevedeGlühender Thron über Mansfeld-Südharz, 2013
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Der Bilderzyklus Thron im Dunkeln (The Dark Throne)
Die Bilderserie Thron im Dunkeln ist noch nicht vollendet. Einige Malereien sind abgeschlossen, weitere in der Entstehung. Deutlich zeigt sich schon jetzt, wie unterschiedlich und individuell sich die einzelnen Arbeiten dieser Werkserie behaupten, formal als auch inhaltlich. Dennoch überschneiden sich alle Bilder thematisch an einem Punkt: Gottes Verborgenheit.
Angesichts der Aussagekraft der Schöpfungsgeschichte (Mensch und Welt) und nachsinnend über die biblischen Hinweise auf Gottes überweltlichen Person, scheint klar zu sein, dass Gottes Wesen sich unseren begrenzten Vorstellungen notwendigerweise entzieht. Dies ist zugleich ein tröstender, als auch ein furchterregender Gedanke. Mein Wunsch, Gott in seinem Thronsaal zu begegnen, lässt mich nur weiter auf sein "zu groß" treffen, doch er selbst, als Person, bleibt mir verborgen. Der Thron scheint dunkel, weil ich Ihn nicht sehen kann, lediglich einen Schein seiner Göttlichkeit wahrnehmen. Im Grunde ein malerisch unerschöpfliches Thema...
Die Bilderserie Thron im Dunkeln ist noch nicht vollendet. Einige Malereien sind abgeschlossen, weitere in der Entstehung. Deutlich zeigt sich schon jetzt, wie unterschiedlich und individuell sich die einzelnen Arbeiten dieser Werkserie behaupten, formal als auch inhaltlich. Dennoch überschneiden sich alle Bilder thematisch an einem Punkt: Gottes Verborgenheit.
Angesichts der Aussagekraft der Schöpfungsgeschichte (Mensch und Welt) und nachsinnend über die biblischen Hinweise auf Gottes überweltlichen Person, scheint klar zu sein, dass Gottes Wesen sich unseren begrenzten Vorstellungen notwendigerweise entzieht. Dies ist zugleich ein tröstender, als auch ein furchterregender Gedanke. Mein Wunsch, Gott in seinem Thronsaal zu begegnen, lässt mich nur weiter auf sein "zu groß" treffen, doch er selbst, als Person, bleibt mir verborgen. Der Thron scheint dunkel, weil ich Ihn nicht sehen kann, lediglich einen Schein seiner Göttlichkeit wahrnehmen. Im Grunde ein malerisch unerschöpfliches Thema...
Zu den Parallelen der beiden Bilderzyklen Ringen im Meer und Thron im Dunkeln
Die Inspiration zum Thema vom Thron im Dunkeln stammt aus 2005, und geht zurück auf den Versuch das Ringen mit Gott dem Schöpfer als ein Ringen im Meer bildlich umzusetzen. Diese Werke wurden Ende 2007 in einer Galerie in Antwerpen ausgestellt.
Wesentlich drehen sich beide Themen um den gleichen Kern, wenn auch mit leicht verschobenem Blickwinkel. Sowohl →Ringen im Meer als auch 'Thron im Dunkeln' sind Metaphern, die ansetzen beim Menschen, seinem Kampf mit sich selbst und dem beständigen Hadern mit dem Schöpfer und dessen Überlegenheit.
In der Metapher 'Ringen-im-Meer' empfindet der Mensch sich psychologisch und seelisch als Unterlegener im Lebenskampf; als Geworfener zwischen Leiden und Schuld; als ein Kämpfender ums nackte psychologische Überleben. Ungefähr so, als stecke man lebensgefährlich in der Klemme zwischen mächtigen Meereswellen und kantiger Küste. Grundsätzlich bezieht sich diese Metapher vom 'Ringen-im-Meer', auf den menschlichen Negativ-Versuch, nämlich Gottes Übermächtigkeit entkommen zu wollen. Gott soll die Hauptschuld für die Qual und Last des gefallenen Lebens tragen. Er soll letztendlich alle Schuld an der menschlichen Identitätskrise, Machtlosigkeit und Schuldhaftigkeit bekommen.
Auch in der Metapher 'Thron-im-Dunkeln' empfindet der Mensch großen Frust angesichts der Unsichtbarkeit und Unnahbarkeit des Schöpfers. Diesmal will die 'Klage' (man vergleiche dazu die historischen Bibelfigur des Hiobs) im Thronsaal vorgetragen werden. Aber dieser Mensch findet sich wieder in einem schattenbehafteten und verlassenen Thronsaal, und kommt sich vor wie ein hilflos herumirrender Blinder. Der Schöpfer scheint 'unauffindbar ausgezogen' zu sein, und schlimmer, hat den Mensch angeblich wertlos übergangen.
Kurz: Was mache ich als Gottesgläubiger wenn Gott mir in einer prekären Lebenslage einfach nicht zur Hilfe zu eilen scheint? Wenn Sein dunkles Schweigen allgegenwärtig und übermächtig wird? Im Grunde genommen die Problemstellung des Hiobs aus der Bibel.
Mein eigener psychologischer Konflikt mit Gott entschärfte sich erst als sich, in seelisch-geistiger Hinsicht, ganz leise eine Ahnung anbahnte. Und zwar nach einer Phase des Schweigens, weil ich nicht mehr ein noch aus wusste, auch nicht im Gebet. Eines Tages machte ich die sonderbare wie einmalige Erfahrung, dass Gott auf gedanklicher Ebene etwas zu mir sagte. Staunend habe ich innegehalten, denn mir war klar, dieser Gedanke, der Ton und das Besagte, kamen nicht von mir. Der "Zwischenruf" hatte auch keine Verbindung mit dem äußeren Kontext in der ich mich befand und was ich gerade machte. Nicht nur überraschte mich das Besagte an sich - alles in einem bündigen Satz, klarsichtig und gezielt auf den Punkt gebracht, - sondern genauso unerwartet, spürte ich darin auch eine sanfte und behutsame Intonation, ja eine ungemein respektvolle Sprechart, welche mich tief berührte.
Es war eine unmittelbare Form der Begegnung die mein verzweifeltes Herz erweiterte: Dem Kind in mir wurde zarte Liebe zugesprochen, dem Erwachsenen in mir Respekt (Ebenbürtigkeit!). Ein tieferes Verständnis von Gott-als-perfekter-Vater keimte in mir: Dass ER der Person nach, gleichermaßen gütig als auch voller Gerechtigkeit ist. Ja mehr noch, das sein heiliger Charakter mir Geborgenheit und Liebe unerschütterlich garantiert, vorausgesetzt ich stimme deswegen zu!
Eine Liebe, die beim Menschen auch persönliches Wachstum hervorbringen will, durch gelegentliche Phasen der Ermahnung und Disziplinierung. Eine Liebe, die auch keineswegs ausschließt, dass Gott sich gegebenenfalls ganz souverän in Schweigen hüllt und dem Menschen das Leiden auf Erden grundsätzlich nicht vorwegnimmt oder gar erklärt. Zu mindestens, zeitlich noch nicht.
Diese einmalige Erfahrung mit Gottes "reden" zu mir, hatte auch eine lustige Seite. Etwas verblüfft musste ich mir eingestehen: obwohl ich mir willentlich ein "Gebetsverbot" auferlegt hatte, nämlich um Gott mit meinem Schweigen zu bestrafen und Ihm weiterhin auch wütend zu ignorieren, war mir dies paradoxerweise im Inneren erst gar nicht gelungen! Tatsächlich zeigte sich jetzt: weil ich mich trotzdem immer weiter nach dem Lebendigen sehnte, betete und "redete" mein Herz trotzdem unaufhörlich weiter. Offensichtlich war IHM dies die ganze Zeit über klar, nur ich selbst durchschaute das eigene Herz nicht, bis ER mir dies mit seiner Rückmeldung-als-solcher, sozusagen nachsichtlich lächelnd klarstellte.
Wie einsichtig hat Augustinus von Hippo genau diesen Tatbestand auf den Punkt gebracht: "Die Sehnsucht betet stets, auch wenn die Zunge schweigt".
Copyright Artborne Erdeborn / Merlevede