Urwaldtreppe Nr.1, Detail
2017 Acryl auf Leinwand Format: 60x50 cm Malerei und Text: Gian Merlevede Urwaldtreppe Nr.3
2017 Acryl auf Leinwand Format: 60x50 cm Urwaldtreppe Nr.4, Detail
2018 Acryl auf Leinwand Format: 60x50 cm Urwaldtreppe Nr.1
2017 Acryl auf Leinwand Format: 60x50 cm Urwaldtreppe Nr.8, Detail
2018 Acryl auf Leinwand Format: 60x50 cm |
Urwaldtreppe - Die Wildnis der Seele Erläuterung zur Bilderserie Eine Treppe in der Wildnis? Oder sind es Stufen einer himmlischen Jakobsleiter? In dieser gemalten Bilderserie geht es mir um den mühseligen Weg durch die Wildnis der eigenen Seele. Unterwegs konfrontiert mit Unwegsamkeiten und kräftezehrenden Etappen, können sich gelegentlich völlig unerwartete, ja göttliche Handreichungen auftun. In jedem Bild der Serie befinden wir uns im Urwald, in der Wildnis, alleine. Dabei ist, gänzlich ambivalent, einerseits alles in Ordnung, andererseits befinden wir uns auch in einer Krise. Im gemalten Bild wird uns eine Spur teilweise schon vorgegeben. Den Ausweg aus der Krise finden, das ist der Punkt. Aber nur "der Blick nach oben verwandelt uns" (Ute Heuser-Ludwig). So vieles kommt einem in der Seele und im Leben manchmal widersprüchlich und ungeklärt vor, auch wenn genau dieser, oft verhasste Umstand uns zum Wachstum dienen kann, weil dieser im Ansatz schon neuen Atemraum beinhaltet. Besonders in einer persönlichen Krise, fällt mir als Mensch und Christ die (scheinbare) Unverfügbarkeit Gottes oft schwer. Ich kann mich ähnlich frustriert fühlen mit so mancher heiligen Ordnung im Leben, über die ich - glücklicherweise - ebenfalls nicht verfüge. Dabei stellt sich mir die Frage, ob ich womöglich etwas nicht wahrhaben will, was zur Folge hätte, dass ich mich noch weiter verirre. Denn meist sind es Lügen und Halbwahrheiten an die ich vorbehaltlos glaube, welche mich letztlich einkeilen und in Bedrängnis bringen; oder ich werde unter Druck gesetzt von seelischem Schmerz, der nicht abheilt. Mit dieser Bilderserie erkundige ich symbolisch den Urwald, als einen Ort, wo ich trotz aller Herausforderung, auch Rückzugsraum finde. Ich bin dann tief in den Urwald vorgedrungen, ja der Menschenwelt entflohen. Und die Wildnis schützt mich sozusagen. Ihre Abgeschiedenheit. Ihr Dickicht und dichtes Blattwerk. Ihr Schatten. Es ist ihre paradiesische, friedliche Seite: locus amoenus (Lateinisch für "lieblicher Garten oder Ort). Da hülle ich mich ein, wie in eine schwere, dunkle Decke. Völlig geschützt, gänzlich gehalten. Für mich alleine. Denn als eigenständiger Mensch empfinde ich die ganz eigene, innerste Welt der Seele, in etwa ähnlich wie einen unermeßlich tiefen Wald. Als bewußter Christ erlebe ich die Tiefenschichten meiner Seele darüberhinaus auch als einen undurchdringlichen, ja heiligen Rückzugsort, wo mich deshalb nur noch die überragende Person des alleinigen Schöpfers ausfindig machen kann. So eine Begegnung, so einen "Besuch", empfinde ich jedes Mal als ein erstaunliches Vorrecht. Ganz egal, ob wir uns dann wohl oder nicht meinungsverschieden oder sogar streitend gegenüberstehen. Denn letztendlich entdecke ich immer weiter, und das bislang über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren, dass es tatsächlich und faktisch genau so zu erfahren ist, wie auch die Bibelautoren es unaufhörlich ganz klar bezeugen, nämlich dass Gottes unsichtbare "Überperson" sich jedem Menschen als durch und durch vertrauenswürdig erweist, oder doch erweisen möchte, und das in allen Lebenslagen. Der lebendige Gott, den die Bibel bezeugt, schätzt uns (verfehlende) Menschen grundsätzlich, denn aus Ihm stammen wir real und konkret ab (!) Johannes, der letzte überlebende Apostel, schrieb circa 90 nach Christus - also gut 57 Jahre nach Jesu' Kreuzigung und leiblicher Auferstehung aus dem Grab: "Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm gar keine Finsternis ist." (die Bibel, 1. Johannesbrief 1,1 [Schlachter-Version]). Das was sich mir von Gottes erhabener Spur als verborgener Schöpfer der ganzen Welt und ihrem köstlichen Designs zeigt, noch dazu die faszinierenden Aussagen in der Bibel über den liebenden und zudem gerechten Gottvater, all das erweckt deshalb in mir auch eine stille Sehnsucht, dass ich mich als Geschöpf, nach seinem Vorbild und mit seiner Hilfe auch bewähren will, wo es sein darf. Manchmal empfinde ich die mir externe Person Gottes sinnbildlich als einen unermesslichen, ja ultimativen "Urwald". Und ich lege mich darin schlafen, gehe in mich, von Ihm umringt und behütet. Schließlich gehört Ihm auch meine Seele. Mir wurde kostbares Leben anvertraut, gänzlich autonom und frei. Aber nur Er kann und wird mir - so ich das immer weiter wähle - dauerhaft die ultimative Quelle sein. Dann wieder zeigt der Schöpfer sich mir symbolisch wie eine rohe, schreckliche Wildnis. locus terribilis. Diese Leseart (des locus terribilis) verstört mich. Es vollzieht sich die Sorte von Test oder gar Kampf, welche ich nur im Scheitern bestehen kann. Ihr auszuweichen geht nicht. Weil der Lebendige selbst mir scheinbar gegenübertritt, wie ein rücksichtsloser Herausforderer zur Lehre. Und plötzlich verstehe ich in solchen Zeiten nichts mehr. Dann bin ich herausgefordert daran beharrlich festzuhalten, was ich über Ihn und seine absolute Güte und Wahrhaftigkeit weiß und aus lebenslanger Erfahrung gelernt habe. Oder wie es auch der Psalmist vor 3000 Jahren sagte: "Und wenn ich auch wanderte durchs Tal der Todesschatten, so fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir." (die Bibel, Psalm 23,4 [Schlachter-Version]) Das ganze erinnert mich an Juliane Köpcke, die mit 17 Jahren am Weihnachtsabend 1971 einen Linienflug nach Lima nimmt. Ihr Flugzeug wird von einem Blitz getroffen und zerbricht in 3 Kilometern Höhe. Dabei wird das Mädchen, noch angeschnallt in ihrem Dreiersitz, hinausgeschleudert in den Sturmwind und segelt - etwa kreisend wie ein Ahornblatt - hernieder über den peruanischen Urwald. Da hoch oben in der nächtlichen Luft, umgibt sie die Stille, so erzählt sie später im ZDF-Interview. Und wie durch ein Wunder überlebt sie sitzend in ihrem Flugzeugsitz den langen Sturz durch die Dachkrone des Urwaldes bis zum Boden, mit wenig mehr als einer Gehirnerschütterung. Als sie schließlich wieder zu sich kommt, beginnt für sie ein Überlebenskampf im Regenwald: »Ich fühlte, dass ich alleine war. (...) In den Tagen danach war für mich das Schlimmste die Einsamkeit. Dieses absolute Alleinsein und die Nächte, die waren am allerschrecklichsten für mich. Ich hab mich da unendlich verlassen gefühlt, und wenn's regnete war es noch schlimmer, es war so stockfinster und ich war völlig auf mich gestellt. Da war ich vollkommen verzweifelt. Und dieses Gefühl des Losgelöstseins vom Rest der Welt, ganz für sich alleine zu sein, und vielleicht auch nie mehr zurückzukehren in die Welt, in die menschliche Welt, das habe ich sehr stark empfunden. Und das war außerordentlich unangenehm.« * Jedes wirkliche Wachstum kommt oft mit viel Schmerz daher. Dann und wann fügen sich manchmal völlig unverhofft einige "Stufen" zu einer Treppe zusammen. Mir wird aus diesen unerwarteten Gegebenheiten immer weiter klar, dass im biblischen Schöpfer, in seiner außerweltlichen Person und seinen hintergründigen Zielen, überhaupt keine moralische Finsternis ist oder Raum hat. Mein investiertes Vertrauen bewährt sich erfahrungsgemäß. Und Gottes Unverfügbarkeit und die vorgegebenen Ordnungen des Lebens, werden mir zum Lehrstück und zum Trost, in der Erkenntnis, dass ich Ihn auf keinerlei Weise kleinlich und unreif zu manipulieren vermag. Ich bin gehalten, auch in der Wildnis meiner Seele. * Gesellschaft/"Sonntags", 4-minütiges ZDF Interview am 11.08.2013, "Das Mädchen, das vom Himmel fiel", online bis 11.8.2018 via https://www.zdf.de/gesellschaft/sonntags/das maedchen das vom himmel fiel 102.html. Siehe ebenfalls ihr Buch "Als ich vom Himmel fiel", Malik Verlag, 2011. |
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